Überraschungsangriff!
Hilfe! Ich wurde überfallen! Wann? Vor etwa drei Stunden. Wo? In meinem Auto auf dem Heimweg von der Arbeit. Von wem? Von einem ersten Satz!
Hä?
Ja, richtig gelesen. Mich hat ein erster Satz angegriffen. So etwas passiert mir so gut wie nie. Normalerweise habe ich eine Idee und feile an dieser herum. Dann, irgendwann, wenn der Plot steht und die Figuren und das ganze schon als Exposé vor mir liegt, setze ich mich an die Leseprobe und siniere über den ersten Satz nach ... wieder und wieder und wieder und ändere und streiche und ... ihr versteht schon.
Aber heute sprang mich dieser Satz an und dieses Bild erschien in meinem Kopf und baute sich zu einer Idee aus, die zu einer Geschichte werden will.
"Sommerferien bei Tante Fi waren immer wie eine Reise in eine andere Welt." Da. Dieser Satz kam mir in den Kopf. Wer Tante Fi ist? Wie sie wirklich heißt? Keine Ahnung. Ich wusste nur, dass sie Fi heißen will und eine Nichte hat, die im Teenageralter ist. Und schon war da dieses Bild von Tante Fis Haus vor mir: Chaotisch, aber schön und gemütlich. Ein wenig wie Villa Kunterbunt, nur in viel kleiner. An einem See. Auf dem Land. Ganz wichtig. Und Fis Nichte ist nicht vom Land, sondern aus der Stadt und findet Fi ganz toll, aber schräg und das Landleben ... na ja, für den Sommer kann man es ertragen. Immerhin war sie lange nicht mehr hier und freut sich eigentlich auch darauf, mal wieder herzukommen. Denn bei Fi darf sie immer alles und außerdem hat sie im Dorf eine sehr gute Freundin von früher und .... tja, und das ist der Moment in dem sich alles überschlägt und formt und auseinanderbricht und zusammenfügt und die Details hinzukommen, über die ich jetzt nichts mehr sagen werde. Ach ja, den Titel will ich euch noch verraten. Wie der erste Satz ist er vielleicht nicht wirklich gut. Nichts besonderes, aber er ist da, auch wenn er sich während des Schreibens noch hundert Mal ändern wird. Er ist da und er war mit dem ersten Satz das erste, was auftauchte. Das gabs bei mir noch nie. Also, hallo "Sommerwind".
Und hallo "Zwischenwesen". Denn mit "Sommerwind" kam direkt eine andere Idee. Vielleicht auch aus Sommerwind. Denn wieder ist meine Ausgangssituation, dass meine Helden in die Sommerferien fahren. Aber ansonsten ist hier alles ein wenig anders. Fantastischer. Düsterer. Ein wenig jünger.
Hoffentlich sind beide gut. Hoffentlich tragen sie eine ganze Geschichte, schaffen sie mir die Figuren, die sich langsam in meinem Kopf bilden, wenn ich an die beiden Ideen denke und hoffentlich gesellen sich noch viele, viele Sätze dazu und schließlich auch ein Ende.
Aber nicht jetzt. Erst später. Vielleicht habe ich ja Glück mit dem Wetter. Denn das scheinen zwei Geschichten zu sein, die draußen geplottet und geschrieben werden wollen. Im Sommer. Im Garten auf der Wiese sitzend, den Wind in den Haaren, die Sonne im Gesicht, die Katze tobend um mich herum ... ihr versteht schon.